Der Einzelhandel im IHK-Bezirk Hannover hat wieder geöffnet, ist aber noch weit von der früheren Normalität entfernt. Drei Viertel der Händler klagen aktuell über niedrige Kundenfrequenzen und deutliche Umsatzeinbrüche. Im Wirtschaftsraum Hannover leiden nach der Wiederöffnung viele Unternehmen unter Kaufzurückhaltung bei gleichzeitig hohen Fixkosten und coronabedingten Mehrkosten.
"Der Einzelhandel kommt nach dem Lockdown nur sehr langsam wieder in Schwung. Wir sollten jetzt alles tun, um unserem Handel das Geschäft in den kommenden Monaten zu erleichtern und damit die Substanz insbesondere in unseren Innenstädten zu erhalten", sagt Dr. Horst Schrage, Hauptgeschäftsführer der IHK Hannover. Ein Maßnahmenpaket für den Handel sollte neben Steuererleichterungen und Finanzhilfen zur Liquiditätssicherung auch die Möglichkeit zur Ladenöffnung am Sonntag enthalten, ohne Beschränkungen oder Auflagen und befristet zumindest bis zum Ende dieses Jahres, um verlorenen Umsatz wieder aufzuholen und die Besucherströme zu entzerren.
Zu den politischen Diskussionen über eine autofreie City in der Landeshauptstadt Hannover sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Schrage: "Der Handel ringt derzeit um jeden Kunden und ist existenziell auf die Kundenströme von außerhalb der Innenstadt, aber auch der Stadtgrenzen angewiesen. Als größtes Oberzentrum in Niedersachsen hat die City hohe Bedeutung weit über die Region hinaus. Die aktuellen Diskussionen über Einfahrbeschränkungen für einen Einkauf in der City von Hannover schrecken zu viele Kunden von außerhalb ab und sind in der aktuellen Lage mehr als kontraproduktiv."
Knapp drei Viertel unserer Handelsunternehmen rechnen in diesem Jahr mit einem Umsatzeinbruch um mindestens 25 Prozent, darunter ein Drittel sogar mit einer Halbierung der Jahresumsätze. Gleichzeitig steht der Handel vor dem Problem, an den Fixkosten wie Miete, Strom, Versicherungen etc. nur wenig ändern zu können. Konkret gaben über 60 Prozent der Händler an, dass ihre Kosten nahezu unverändert weiter liefen und bei 13 Prozent der Unternehmen zusätzlich coronabedingte Mehrkosten anfielen. Die Umsatz- und Kostensituation hat bei vielen Unternehmen bereits zu Liquiditätsengpässen geführt und mindestens bei jedem fünften Unternehmen muss von einer Existenzgefährdung ausgegangen werden.
"Die Wirtschaftskrise durch Corona trifft uns alle hart, auch die Kommunalhaushalte sind schwer angeschlagen. Statt über teure politische Prestigeobjekte zu diskutieren, ist es jetzt notwendig, auch im Interesse der Stadt, die Unternehmen zu stützen, um so ihre Gewerbesteuereinnahmen möglichst rasch wieder zu stabilisieren" so Schrage weiter.
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