Die Stimmung in der regionalen Wirtschaft hat sich im Sommer weiter kräftig abgekühlt. Der Abwärtstrend in der Industrie droht jetzt auch auf die Binnenwirtschaft überzugreifen. Der Konjunkturklimaindikator für den Bezirk der IHK Hannover ist in nur 18 Monaten vom Rekordhoch mit 130 Punkten Anfang 2018 auf aktuell 106 Punkte, den tiefsten Stand seit sechs Jahren, abgesackt.
„Nach den jüngsten Auftragseinbrüchen in der Industrie werden Beschäftigungspläne und Investitionen jetzt zunehmend auf den Prüfstand gestellt und teilweise auch bereits revidiert“, sagt
Dr. Horst Schrage, Hauptgeschäftsführer der IHK Hannover. „International durchlebt unsere Wirtschaft derzeit kräftige Turbulenzen und steht im scharfen Gegenwind. Für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit sind jetzt nachhaltige Entlastungen der Unternehmen bei Steuern und Energiekosten sowie ein konsequenter Bürokratieabbau am Standort Deutschland notwendig.“
Die aktuelle Geschäftslage im IHK-Bezirk Hannover mit rund 160.000 Mitgliedsunternehmen bleibt im Sommer zwar noch relativ gut, die Erwartungen an die zweite Jahreshälfte haben sich jedoch weiter verschlechtert und stehen jetzt deutlich negativ im Saldo: nur noch 13 % der Unternehmen (Vorq. 18 %) rechnen mit einer günstigeren Geschäftsentwicklung während 22 % (Vorq. 20 %) eine rückläufige Geschäftsentwicklung erwarten.
Die Entwicklung der Industrie im Wirtschaftsraum ist, von einem hohen Niveau kommend, aktuell abwärts gerichtet. Dem steht der bislang stabile Konsum gegenüber. Die Beschäftigung ist nach Jahren des Aufschwungs auf einem Rekordniveau angekommen, die Löhne steigen kräftig, niedrige Zinsen befeuern private Bauvorhaben.
In der Industrie ist das Wachstum derzeit noch in den binnenorientierten Branchen intakt, vor allem in der Bauzulieferindustrie. Dagegen stehen Auftragsrückgänge und rückläufige Exporte bei den Investitionsgüterherstellern. Mit Blick auf die weltweit abgeschwächten Konjunkturaussichten legen die Unternehmen ihren Fokus wieder stärker darauf, Kosten zu sparen, um ihre Produktivität zu erhöhen. Dazu werden zunehmend auch Beschäftigungspläne gekürzt: In kleinen Industriebetrieben (10-50 Beschäftigte) fallen die Einschnitte bei der Beschäftigungsplanung mit -16 Punkten sogar noch deutlich höher aus als in größeren Unternehmen (über 300 Beschäftigte) mit -5 Punkten. Neueinstellungen zum Beschäftigungsaufbau sind in der Industrie mittelfristig kaum noch zu erwarten, hier kündigt sich eine Trendwende am Arbeitsmarkt an. Auch die längerfristig angelegten Investitionsplanungen stagnieren bereits.
Pressekontakt
Stefan Noort
Telefon (0511) 3107-231
noort(at)hannover.ihk.de