Infrastruktur, Energie, Digitaliserung

Wirtschaftsstandort Kolumbien: Deutsche Wirtschaftsaktivitäten haben Luft nach oben

Kolumbien rückt als Wirtschaftsstandort für das Lateinamerika-Geschäft international tätiger Unternehmen immer mehr in den Fokus. US-amerikanische Unternehmen zeigen sich sehr interessiert:
Über 2,6 Milliarden Dollar wurden ihrerseits im Jahr 2019 in Kolumbien investiert; 93 Millionen Dollar wird allein Pepsico, einer der großen amerikanischen Nahrungsmittelproduzenten für eine neue Produktionsstätte investieren, die im kommenden Jahr in Betrieb gehen will. Auch der US-Riese Amazon investiert und hat in diesem Jahr von 2000 zusätzlichen Stellen im Land gesprochen.
Dicht hinter den USA folgt Spanien (2,5 Mrd. Dollar in 2019), die Schweiz (1,2 Mrd. Dollar in 2019) und Brasilien (1 Mrd. Dollar in 2019). Aber auch Frankreich und Irland blicken nach Kolumbien: So kündigte das französische Unternehmen Teleperformance, an dieses Jahr 10.000 neue Mitarbeiter einzustellen; der irische Verpackungshersteller Smurfit Kappa investiert 50 Millionen Dollar in den Bau einer Anlage in Antioquia. Deutschland lag mit seinen Investitionen im Jahr 2019 auf Rang 15 – es sind insbesondere die Bereiche erneuerbare Energien und die Gesundheitstechnik, aber auch der Dienstleistungssektor in denen deutsche Betriebe Chancen wahrnehmen. Luft nach oben gibt es für sie. In einigen Sektoren sogar sehr viel Luft:
Infrastruktur
Das kolumbianische Infrastrukturprogramm "Vierte Generation von Konzessionen" ist inzwischen sieben Jahre auf dem Weg - 26 der 29 Projekte sind im Bau. Chancen für deutsche Unternehmen ergeben sich im Rahmen vieler Projekte immer noch – interessanter erscheint einer Mehrheit allerdings das Infrastrukturprogramm der fünften Generation: 13,6 Milliarden US-Dollar schwer und im Gegensatz zum Vorgängerprogramm, das sich auf die Modernisierung von Autobahnen bezog, multimodal. So fokussieren sich die ersten Vorhaben, die in diesem Jahr bereits ausgeschrieben wurden, neben Autobahnen auch auf Flughäfen, Zugstrecken oder die Schiffbarmachung des Magdalena-Flusses. Andere Projekte sollen folgen – die meisten nach der Vergabe innerhalb von vier bis fünf Jahren fertiggestellt sein sollen. Das würde für viele das Jahr 2027 bedeuten. Firmen aus dem Bereich Infrastruktur profitieren allerdings noch von einem zusätzlichen Programm: Knapp die Hälfte des 38 Milliarden Dollar schweren Konjunkturprogramms Nuevo Compromiso por el Futuro de Colombia sollen nämlich ebenso in die kolumbianische Infrastruktur fließen.
Die Nachfrage nach Produkten und Know-how aus dem Ausland ist entsprechend groß. Spezialmaterialien und –maschinen, Ingenieursdienstleistungen und Beratungsdienstleistungen sind gefragt. Viele deutsche Unternehmen aus dem Transport- und Infrastruktursektor haben längst reagiert. Auch das Planungs- und Consultingbüro der Deutschen Bahn hat kürzlich eine Niederlassung gegründet, um sich an der Planung der neuen Zugstrecken im Land zu beteiligen.
Energie
Kolumbien bietet aufgrund seiner Äquatornähe fantastische Bedingungen für die Nutzung erneuerbarer Energien, zu denen man in Kolumbien Wind, Sonne und Biomasse zählt. Ihr Anteil macht aktuell allerdings kaum mehr als 1 Prozent der installierten Kapazität im Hauptstromnetz aus. Es ist das Wasser, aus dem Kolumbien – neben einigen thermischen, mit Gas oder Kohle betriebenen Kraftwerken, seinen Strom gewinnt. Mit immer geringeren Niederschlagsmengen wird dieser Mix allerdings mittelfristig zu immer mehr Ausfällen im Stromnetz führen – Photovoltaik und Windenergie ist hier die Lösung, auf die die kolumbianische Regierung setzen wird.
E-Commerce
In Kolumbien ist der E-Commerce-Sektor in den letzten Jahren enorm gewachsen. 2020 hat sich Anteil des elektronischen Handels am Gesamthandel gegenüber dem Vorjahr verdreifacht; glaubt man Experten sollen Internetverkäufe im Jahr 2024 voraussichtlich ein Fünftel aller Einkäufe des kolumbianischen Einzelhandels ausmachen. Gerade Onlineeinkäufe im Elektronik- und Modesektor, dem Freizeit- und Pflegebereich werden zukünftig steigen.
Fintech
Financial Technologie (Fintech) ist ein Bereich, der in Kolumbien stark wachsen wird. Digitale Zahlungssysteme wie PSE gewinnen im Land rasant an Bedeutung. Der Kolumbianer kauft gerne online.
Sicherheitstechnik
Vermutlich ist es weltweit in Zeiten der Pandemie zu verstärkten Cyberangriffen und Datenklau gekommen – laut Zahlen des kybernetischen Zentrums der kolumbianischen Nationalpolizei stieg die Cyberkriminalität in Kolumbien im Jahr 2020 allerdings um 82 Prozent im Vergleich zu 2019.  Gemäß einer Studie des IT-Sicherheitsdienstleister Kaspersky sind inzwischen 55 Prozent der kolumbianischen Firmen bereit, in den nächsten drei Jahren ihr Budget für Cybersecurity zu erhöhen - sowohl kleine als auch mittlere und große Unternehmen.

Stand: 21.03.2022