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USA-Konjunkturprogramm als Chance

Zu Beginn der Corona-Pandemie stand der Cares Act, ein zunächst befristetes Hilfspaket im Umfang von 2,2 Billionen US-Dollar. Im Dezember 2020 kamen dann weitere 900 Milliarden dazu. Gut drei Monate später brachte die Biden-Regierung den „American Rescue Plan Act“ im Umfang von 1,9 Billionen US-Dollar auf den Weg. Und mit dem „American Jobs Plan“ sollen weitere rund 2,3 Billionen US-Dollar für Investitionen in die öffentliche Infrastruktur ausgegeben werden. Davon soll die amerikanische Wirtschaft profitieren. In acht Jahren will die US-Regierung
  • 20.000 Meilen an Autobahnen, Straßen und Hauptverkehrsstraßen modernisieren, Tausende von Bussen und Schienenfahrzeugen ersetzen, Hunderte von Bahnhöfen reparieren, Brücken sanieren, Flughäfen erneuern und den Transit- und Bahnverkehr auf neue Gemeinden ausweiten,
  • mehr als zwei Millionen Häuser und Geschäftsgebäude bauen und sanieren; Schulen, Betreuungseinrichtungen, Krankenhäuser und Bundesgebäude modernisieren und mehrere hunderte Milliarden in die Schaffung und Erhaltung von bezahlbaren Wohnraum pumpen
  • hunderttausende verwaiste Öl- und Gasquellen verschließen, alte Kohle-, Steingesteins- und Uranminen sanieren und in den Einsatz von sauberer Energieerzeugung- und Speicherung investieren,
  • dem gesamten Land eine Hochgeschwindigkeits-Breitbandabdeckung bieten und in ein widerstandsfähiges Stromnetz investieren
  • $174 Milliarden in Elektrofahrzeuge investieren, bis zum Jahr 2030 500.000 Ladestationen für Elektroautos errichten und Staatsflotten, wie den United States Postal Service komplett elektrifizieren,
  • Investitionen in die Pflegeindustrie vorantreiben,
  • die Wertschöpfungsketten für die Herstellung von Güter der kritischen Infrastruktur modernisieren
  • 50 Milliarden Dollar für die Halbleiterfertigung und Forschung ausgeben, 
  • in Forschungsinstitute, Labore und Universitäten im Land investieren
und noch vieles mehr erreichen. Details lassen sich auf den Webseiten des Weißen Hauses unter dem Stichwort „Fact Sheet: The American Jobs Plan“ einsehen.
Die US-Bundesregierung gibt jedes Jahr mehr als eine halbe Billion Dollar für den Kauf von Waren und Dienstleistungen aus. Wohin das Geld fließt zeigen diverse Analysen auf den Webseiten von USAspending.gov. Wenn der „American Jobs Plan“ in dem geplanten Umfang bewilligt wird, wird diese Summe vermutlich größer. Die Chancen für deutsche Unternehmen ein Stück von diesem Kuchen abzubekommen sind groß.
Die Bewerbung um öffentliche Aufträge in den USA
Bekannte deutsche Konzerne wie Siemens, Heidelberg Zement, Hochtief oder T-Mobile schöpfen die Möglichkeiten, die öffentliche Ausschreibungen ihnen in den USA bieten regelmäßig aus. Aber auch viele kleine und mittlere Unternehmen aus Deutschland haben das Potenzial in diesem Sektor längst erkannt. Sicherlich gibt es Local-Content-Erfordernisse, die für die Erteilung bestimmter öffentlicher Aufträge die Verwendung nationaler Zulieferteile beziehungsweise die Erbringung von Dienstleistungen durch Unternehmen, die in dem jeweiligen Staat ansässig sind, voraussetzen. Aber diese Erfordernisse sind längst nicht die Regel, so dass sich auch für Unternehmen ohne eigene Produktionsstätte immer wieder Möglichkeiten ergeben.
In den USA werden sämtliche öffentliche Aufträge aller öffentlichen Einrichtungen des Bundes in der Online-Datenbank Sam.gov veröffentlicht. Für den US Postal Service, die Federal Aviation Administration und den Federal Deposit Insurance Corporation gibt es separate Vergabepraktiken. Und die US-Bundesstaaten? Sie haben, wie gewöhnlich, eigene Ausschreibungsportale und –regeln. Finden kann man auf den Webseiten der einzelnen Bundesstaaten. Sicherlich das Screening kann insbesondere für kleinere Unternehmen komplex werden:  50 Staaten, 19 519 Städte, 3031 Counties - der US-Beschaffungsmarkt ist eine echte Herausforderung. Die aber zu meistern ist, wenn man weiß wie man es angeht. Zum Beispiel, indem man sich auf bestimmte Bundesstaaten fokussiert, in denen man einen Fuß in der Tür, also gute Kontakte in der Branche oder zu den lokalen Behörden hat. Oder vielleicht indem man auch einmal die Volumina an öffentlichen Ausschreibungen in den einzelnen Bundesstaaten durchleuchtet. So hat der US-Bundesstaat Kalifornien im letzten Jahr zum Beispiel ordentlich abgesahnt und wurde mit mehr als 417 Milliarden US-Dollar bedacht. Auch für Texas, Florida, New York und Pennsylvania gab es öffentliche Gelder in hohem Umfang;  Woyming und New Hampshire gingen hingegen ziemlich leer aus. Die Webseite USAspending.gov bietet hier eine Datenbank mit umfangreichen Selektionsmöglichkeiten.
Stand: 22.09.2021