Ohne Maßnahmen zur Fachkräftesicherung dürften am Ende des Jahrzehnts rund 1,4 Millionen beruflich qualifizierte Arbeitskräften aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) fehlen. Deutlich günstiger fällt die Prognose bei den MINT-Akademikern aus. Dies ist das Ergebnis des „MINT-Frühjahrsreports 2014“ – einer aktuellen Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln.
Aufgrund von Erfolgen bei der Gewinnung von Studienanfängern in den MINT-Fächern fällt die Vorhersage der Autoren für die Anzahl der erwerbstätigen Studienabsolventen für den Zeitraum von 2014 bis Ende 2020 heute deutlich günstiger aus als dies noch im Jahr 2008 erwartet werden musste. Durch diesen Erfolg vieler MINT-Initiativen dürfte der demografische Ersatzbedarf an MINT- Akademikern, der von jährlich aktuell 49.500 auf 55.900 im Jahr 2020 steigt, gedeckt werden. Auch der Expansionsbedarf (jährlich 59.000) kann zu einem guten Teil realisiert werden. Die Lücke dürfte ohne zusätzliche Maßnahmen zur Fachkräftesicherung bis Ende 2020 leicht um 36.300 auf 88.800 zunehmen. Diese Lücke ließe sich laut den Autoren gut schließen, wenn
- die MINT-Akademiker im Jahr 2020 ein Jahr später als heute aus dem
Arbeitsmarkt ausscheiden (plus 40.300 erwerbstätige MINT-Akademiker),
- wie bisher etwa die Hälfte der Bildungsausländer, die an deutschen Hochschulen
einen MINT-Abschluss erwerben, danach in Deutschland bleiben (plus 41.600),
- die Nettozuwanderung nach Deutschland darüber hinaus anhält (plus 42.300)
und
- eine Aktivierung von Teilzeitreserven von Frauen (plus 9.000) stattfindet.
Darüber hinaus ließe sich das Erwerbspersonenpotenzial erhöhen, wenn der Anteil der Studienabbrecher gesenkt werden könnte.
Ein vollkommen anderes Bild ergibt sich laut Analyse bei der beruflichen Bildung. Der Anteil junger Menschen, die eine berufliche MINT-Qualifikation aufweisen, ist in den letzten Jahren gesunken. Für den von den Autoren betrachteten Zeitraum von Anfang 2014 bis Ende 2020 ist aufgrund der demografischen Entwicklung keine Expansion der Beschäftigung möglich, noch nicht einmal der demografische Ersatzbedarf kann gedeckt werden. Insgesamt dürften ohne Maßnahmen zur Fachkräftesicherung am Ende des Jahrzehnts rund 1,4 Millionen MINT-Fachkräfte fehlen. Berücksichtigt man lediglich den Ersatzbedarf, würden immer noch 0,7 Millionen MINT-Fachkräfte fehlen. Die Lücke kann laut den Autoren nur zu einem Teil durch folgende Maßnahmen geschlossen werden:
- einen späteren Renteneintritt um 1 Jahr (plus 214.300 Fachkräfte),
- eine Nettozuwanderung nach Deutschland (plus 59.600) und
- eine Aktivierung von Teilzeitreserven von Frauen (plus 11.000).
Download:
MINT-Frühjahrsreport 2014