Die neue Studie „Arbeitsmarkt 2030 - Die Bedeutung der Zuwanderung für Beschäftigung und Wachstum“ des Bundesarbeitsministeriums geht davon aus, dass mit der erhöhten Zuwanderung nach Deutschland die Gesamtzahl der Arbeitskräfte bis 2030 nur noch um knapp eine Million sinken könnte. Der Rückgang wäre damit deutlich geringer als bei früheren Prognosen vorhergesagt. So kam beispielsweise eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) für den Zeitraum 2010 bis 2025 zu dem Ergebnis, dass ohne Zuwanderung und ohne Erschließung neuer Erwerbspersonenpotenziale von einem Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials um bis zu 6,5 Mio. Personen auszugehen ist.
Das positive Szenario in der aktuellen Studie gilt allerdings nur bei der von den Forschern berechneten Variante mit hoher Zuwanderung, nach der die Nettozuwanderung im Jahresdurchschnitt 2014 bis 2030 bei 330.000 liegen müsste. In der zweiten von den Forschern gerechneten Variante würde die Zahl der Erwerbstätigen um zwei Millionen sinken. Diese geht von einer Nettozuwanderung aus, die im Jahresdurchschnitt 2014 bis 2030 bei 214.000 Personen liegt. Laut den Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zur Bilanzierung der Zu- und Fortzüge für 2013 ergab sich ein Wanderungsüberschuss von 437.000 Personen – dies ist der höchste Wert seit 1993.
Zuwanderung alleine, auch das zeigt die Studie, wird jedoch die Probleme auf dem Arbeitsmarkt nicht lösen können. Auch das Potenzial inländischer Kräfte muss stärker gefördert werden. Wenn die Überalterung der Bevölkerung als strukturelles Problem angegangen werden soll, kommt es nach Aussagen der Forscher darauf an, ein wirksames langfristig orientiertes umfassendes Aktionsprogramm für den demografischen Wandel umzusetzen. Empfehlungen für eine solche Politik wären laut der Studie insbesondere:
• Förderung der Erwerbsbeteiligung von Frauen und Verbesserung der
Beschäftigungsfähigkeit von Älteren,
• Entwicklung eines strukturierten Weiterbildungssystems, das nicht nur die Zahl
der Teilnehmer an der beruflichen Bildung steigert, sondern die vorhandenen
informellen Kompetenzen durch geeignete Validierungsverfahren für den
Arbeitsmarkt sichtbar und verwertbar macht,
• Ausweitung der Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen,
• Ausweitung des Angebots zur sprachlichen Förderung und von notwendigen
Anpassungsqualifizierungen für einwandernde Arbeitskräfte.
Die Studie zeigt in ihrer Prognose bis 2050 auch, wie die Arbeitswelt aussähe, wenn die verschiedenen Potenziale nicht erschlossen würden: In der negativsten Langfristvariante der Modellrechnungen würde die Zahl der Erwerbspersonen um acht Mio. schrumpfen. Damit würde Deutschland bis 2050 20 Prozent seiner heutigen Arbeitskräfte verlieren.