Die Teilnehmer des im Oktober stattgefundenen Spitzentreffens der Fachkräfteinitiative des Landes Niedersachsens sind sich einig: Zwar sehen aktuell viele Unternehmen aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr den Fachkräftemangel, sondern die gesunkene Nachfrage aus dem In- und Ausland als größtes Risiko der wirtschaftlichen Entwicklung. Dennoch darf die Fachkräftesicherung als bedeutendes Handlungsfeld der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik nicht aus dem Blick geraten. Sie ist und bleibt eine der großen bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen der Zukunft. Niedersachsen braucht auch nach der Corona-Krise gut ausgebildete Fachkräfte.
Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Bernd Althusmann: „Viele Unternehmen - insbesondere in der Pflege- oder der IT-Branche - suchen nach wie vor qualifizierte Fachkräfte. Und auch in anderen Branchen wird die Fachkräftelücke nach Überwindung der Krise sehr schnell wieder spürbar werden. Die zu erwartende demografische Entwicklung bleibt eine Konstante, die den Arbeitsmarkt weiterhin maßgeblich beeinflussen wird. Dazu kommt die digitale und ökologische Transformation. Diese Trends werden einen zunehmenden Fachkräftebedarf verursachen. Wir müssen bei der Fachkräftesicherung daher weiter am Ball bleiben! Sie ist eine zentrale, dauerhafte Aufgabe der Landesregierung."
Aus diesem Grund hat sich die IHK Hannover im Zusammenspiel mit dem Wirtschaftsministerium und der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit auf einen weiteren Durchgang des erfolgreichen Fachkräfteprojekts Adelante! (4.0) verständigt.
Durch das Projekt können Unternehmen – mit Unterstützung der IHK – bislang unerschlossene Fachkräftepotenziale neu erschlossen werden. Hierzu gehören qualifizierte Fachkräfte aus dem EU-Ausland (Spanien), deren Rekrutierung sich für Unternehmen lohnen kann.
Fachkräfte aus dem EU-Ausland (Spanien) sichern aber nicht nur den Fachkräftebedarf. Internationale Teams sind ein Gewinn für jedes Unternehmen. Qualifizierte Zuwanderinnen und Zuwanderer bringen spezifische Kenntnisse über Märkte, Länder und Sprachen mit und verfügen über interkulturelle Kompetenz.
Seit 2013 sind über das IHK Projekt Adelante! bereits mehr als 280 junge Spanier/-innen zur Ausbildung bzw. Anpassungsqualifizierung und späteren Beschäftigung in die Kammerregion der IHK Hannover gekommen. Aus dem Durchgang 2017/18 sind über 70 Prozent der Teilnehmer in Betrieben in Niedersachsen geblieben, die zuvor erfolgreich die Anpassungsqualifizierung durchlaufen haben.
Unternehmen haben durch die Corona-bedingte Verschiebung jetzt noch bis Ende des Jahres die Gelegenheit, sich am Projekt zu beteiligen und ihre Bedarfe anzumelden. Alle Projektteilnehmer haben einen spanischen Berufsabschluss und sollen nach einem sechs- bis achtwöchigen Vorpraktikum und einer anschließenden bis zu zwölf Monate andauernden Anpassungsqualifizierung die fehlende betriebliche Praxis vermittelt bekommen. Nach diesem Jahr erhalten die Teilnehmer einen Bescheid, der die volle Gleichwertigkeit mit einem deutschen Berufsabschluss dokumentiert. Die Absolventen der Qualifizierungsmaßnahme können dann sofort als vollwertige Fachkraft im Unternehmen eingesetzt werden.
Bedarfsmeldungen können noch bis zum 18. Dezember bei der IHK Hannover per E-Mail eingereicht werden: Meldebogen
Prozess der Anpassungsqualifizierung
Bei einer Anpassungsqualifizierung werden von der Anerkennungsstelle der IHK die Lerninhalte festgelegt, die für eine volle Gleichwertigkeit des Berufsabschlusses notwendig sind. Die Festlegung der Inhalte ist davon abhängig was die spanischen Kandidaten in ihrer spanischen Ausbildung bereits vermittelt bekommen haben. Die Inhalte einer Anpassungsqualifizierung resultieren aus der jeweiligen Ausbildungsverordnung. Für diese Art Praktika gilt die Ausnahme vom Mindestlohn nach § 22 Abs. 1 S. 2 Nr. 1 MiLoG entsprechend (vgl. Merkblatt der Bundesagentur für Arbeit § 17a AufenthG vom 30.10.2015).
Geplanter Projektablauf
- Übermittlung der Unternehmensangebote nach Spanien: Dez./Jan. 20/21
- Ansprache und Auswahlprozess von TN in Spanien: Jan./Feb. 2021
- Übermittlung der Bewerberprofile zur Auswahl für Betriebe: Jan./Feb. 2021
- Bewerberbörse in Spanien (Barcelona und Sevilla): Feb. 2021
- Beginn Deutschsprachkurs in Spanien: März 2021
- Sechswöchiges Vor-Praktikum: August 2021
- Beginn der Anpassungsqualifizierung (AQ): Oktober 2021
Betreuung der spanischen Projektteilnehmer
Die jungen Spanier erhalten ab dem ersten Tag in Niedersachsen eine intensive Unterstützung, etwa bei den notwendigen Behördengängen. Parallel zur Praxisvermittlung im Unternehmen sollen die Teilnehmer an einem weiterführenden fachbezogenen Deutschsprachkurs teilnehmen, der auf den bereits in Spanien erlernten Deutschkenntnissen aufbaut und von unseren Projektpartnern in der Region Hannover, im Landkreis Diepholz und Südniedersachsen organisiert wird. Die Projektpartner kümmern sich auch um die notwendigen Unterkünfte und stellen von Beginn an eine Begleitung durch spanischsprachiges Personal bereit. Dieses steht selbstverständlich auch den beteiligten Betrieben neben der IHK als Ansprechpartner zur Verfügung.
Projektfinanzierung
Zur Finanzierung des Anwerbungs- und Auswahlverfahrens, inkl. des Deutschsprachkurses in Spanien (600 UE, inkl. telc B1 Sprachprüfung Spanien werden zum Teil Mittel aus einem spanischen Förderprogramm herangezogen. Der größte Anteil wird aber von der Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (ZAV) übernommen. Auch die Kosten für die Anreise nach Deutschland werden über das Programm finanziert und sind somit für die Unternehmen kostenlos. Für die pädagogische Begleitung und individuelle Unterstützung während des Betriebspraktikums/Anpassungsqualifizierung und eines berufsbezogenen Deutschsprachkurses in Niedersachsen stehen Fördermittel über die Fachkräfteinitiative Niedersachsen bei den jeweiligen Fachkräftebündnissen zur Verfügung.
Interesse geweckt?
Unternehmen, die Interesse an einer Teilnahme am Fachkräfteprojekt Adelante! 4.0 haben, können ihre Praktikums- oder auch Anpassungsqualifizierungsplätze an die IHK melden.
Bitte senden Sie die Bedarfsmeldung (PDF) bis zum 18. Dezember 2020 per E-Mail an Torsten Temmeyer (mailto: temmeyer@hannover.ihk.de).
Bitte fügen Sie Ihrer E-Mail eine einseitige Stellen- und Unternehmensbeschreibung bei. Mit diesen Informationen wird der spanische Kooperationspartner geeignete Kandidaten/-innen für die niedersächsischen Unternehmensangebote ermitteln.
Projektstandorte und Ansprechpartner in der Region IHK Hannover:
Fachkräftebündnis Leine-Weser
IHK Hannover, Hauptsitz
Torsten Temmeyer
Tel.: 0511 3107 – 507
Fachkräftebündnis Nordwest:
IHK Hannover, Geschäftsstelle Syke
Constantin von Kuczkowski
Tel.: 04242 976250 – 3
Fachkräftebündnis Südniedersachsen:
IHK Hannover, Geschäftsstelle Göttingen
Dr. Martin Rudolph
Tel.: 0551 70710 – 12
Weitere Informationen zum Fachkräfteprojekt Adelante! www.hannover.ihk.de/ausbildung-weiterbildung/fachkraefte/fachkraefte-projekte/adelante.html